Die Geschichte von Balu, einem Landseer von uns.
Es war nie einfach. Aber vielleicht war genau das der Anfang von etwas Echtem. Damals wussten wir das nicht. Damals wussten wir nur: Dieser Hund wird unser Leben verändern.
Wir haben Balu in der Landseer-Nothilfe gesehen und waren sofort verliebt! Wir hatten immer gesagt: Ein Hund kommt erst, wenn wir ihm im Zweifel alles bieten können, auch finanziell. Ende November 2022 war es soweit: Start des Hausbaus, neuer Job, ein sicheres Einkommen. Dann kam Balu. Er litt unter SLO, aber sie sei gut im Griff, hieß es. Ein paar Nahrungsergänzungen, ab und zu Schmerztabletten, so klang es am Anfang. Doch es gab mehr Herausforderungen als wir alle wussten.
Zuhause war er der tollste Hund den man sich vorstellen konnte. Aber draußen? Ein 60-Kilo-Gefühlschaos, das bei jedem Hund explodierte und mit seiner Umwelt überfordert war. Jeder Spaziergang fühlte sich an wie ein Spießrutenlauf. Und immer wieder diese Frage: Können wir ihm wirklich das Zuhause geben, das er verdient? Aber egal, wie laut sie wurde: wir liebten ihn. Ohne Bedingung.
Wir holten uns Hilfe. Der erste Trainer war ein Desaster. Aus purer Verzweiflung setzten wir den Hormonchip und der machte alles noch schlimmer. Aber genau dieser Umweg brachte uns zu ihr: Unserer Trainerin. Sie war noch in Ausbildung, aber sie sah ihn. Nicht das Pöbeln. Sondern diesen riesigen Kerl, der von seinen eigenen Gefühlen überrollt wurde. Impulstraining. Drei Mal die Woche. Balu lernte, Gefühle auszuhalten. Wir lernten, mit ihm zu atmen, wenn alles zu viel wurde.
Parallel lag da immer dieses Bauchgefühl, das wir nicht abschütteln konnten: Etwas stimmt nicht. Sein Kot war nie so, wie er sein sollte. Seine Augen verklebten, das Fell ging zurück. Er biss sich die Pfoten blutig. Wir waren ständig bei Tierärzten, von Praxis zu Praxis, immer in der Hoffnung auf eine Antwort. Wir probierten verschiedenste Futtersorten durch, bis wir irgendwann bei Pferd und Kartoffel hängengeblieben sind, dem Klassiker für Allergiker. Doch auch das brachte nicht die Ruhe, die wir uns so sehr gewünscht haben.
Als wir ihn der Physio vorstellten, um körperliche Ursachen auszuschließen, ordnete sie ein umfangreiches Röntgen an. Die Bilder taten weh: Hüften, die beginnende Arthrose ahnen ließen. Ein Ellbogen, in dem ein Splitter saß, der beobachtet werden muss. Eine Wirbelsäule, die nicht so aussah, wie sie sollte. Jeder Befund war wie ein kleiner Riss in der Hoffnung und trotzdem hielten wir sie fest, weil Aufgeben nie eine Option war.
Irgendwann stand diese Entscheidung im Raum: Vielleicht verträgt er das Pferd nicht. Vielleicht die Kartoffel. Wir wagten den Sprung und stellten komplett auf vegetarische Ernährung um. Plötzlich wurde sein Fell weicher, seine Verdauung ruhiger. Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl, dass sein Körper leise sagte: Das ist besser. Kaum wagten wir diesen Atemzug, begann die nächste Geschichte: seine Nase. Erst trocken. Dann rissig. Dann blutig. Ein Tierarzt nach dem anderen. Jede Untersuchung ein Hoffen. Jeder Befund wieder ein Fragezeichen. Und nachts diese leise Stimme: Tun wir zu viel? Oder zu wenig?
Mitten in all dem wurde unser Haus fertig. Und genau da passierte dieser Zufall: Ich traf die Besitzerin einer Landseerhündin. Nalu. Aus einem Gespräch wurde Freundschaft. Und Nalu wurde Balus erste richtige Freundin. Bei gemeinsamen Spaziergängen hat er gemerkt, dass andere Hunde vielleicht doch nicht so schlimm sind. Bis wir uns irgendwann sogar bei Social Walks und später bei Sozialkontaktstunden der Hundeschule anmeldeten. Und er macht das gut. Richtig gut.
Und dann dieses eine Wort: Lupus. Eine Rezension im Internet. Balus Nase in der Bildersuche. Dieses Ziehen im Bauch: Das könnte es sein. Wir waren sowieso kurz vor einer OP, weil seine SLO Krallen Probleme machte und entgegen aller Ratschläge entschieden wir uns, bei der Narkose auch eine Biopsie der Nase zu machen.
Zwei Tage später. Ich war in Berlin, kurz vor der Sommerfeier der Firma. Achtzehn verpasste Anrufe von Niklas nach einem Meeting. Balu war bei der regulären Nachkontrolle und wirkte schwach. Dann Niklas’ Stimme, brüchig: „Akutes Nierenversagen. Auslöser die Operation. Wir müssen sofort in die Klinik.“ Dieser Satz hat alles in uns still gemacht, während gleichzeitig alles schnell gehen musste und Niklas und ich uns erst Stunden später in der Klinik wieder vereint haben. Ohne Balu, der schon behandelt wurde.
Zehn Tage Klinik. Zehn Tage Angst. Zehn Tage, in denen Liebe hieß, jeden Tag hundert Kilometer zu fahren, nur um ihn zum Fressen zu bringen. Wir haben alles probiert: Babygläschen, Gemüse, gebratenes Fleisch, Leckerlis. Am Ende waren es Kartoffeln und diese einen vegetarischen Zahnsticks, die er nicht verweigerte. Zehn Tage, in denen wir gelernt haben, wie laut Hoffnung sein kann, selbst wenn sie nur flüstert.
Als er nach Hause durfte, war alles anders. Diagnose schwarz auf weiß: Lupus. Lebenslang. Immunsuppressiva. Erwartete Medikamentenkosten:
1.000 € im Monat, vielleicht 2.000 €, wenn die Dosis steigt. Wir haben gezittert, gerechnet und vorsichtig ein Ersatzmedikament probiert. 350 € im Monat. Und es wirkte. Im Februar 2025, bei der wiederholten Nachkontrolle, dieser Moment, der sich eingebrannt hat: Nieren stabil. Seine Augen wieder voll Fell. Und seine Nase – schwarz. Eine Seltenheit bei diesem schwerwiegenden Verlauf, sagte die Ärztin. Zum ersten Mal seit Monaten haben wir richtig durchgeatmet.
Heute ist vieles leichter. Nicht perfekt, aber leichter. Die Allergien haben wir größtenteils im Griff, dank des vegetarischen Futters. Seine Ernährung ist jetzt etwas, was viele skeptisch sehen würden: kein Fleisch, kein Fisch, kein Getreide, kein Weizen, kein Ei und vieles mehr. Sobald einer dieser Inhaltsstoffe im Napf landet, sind die Allergiesymptome sofort wieder da, und trotzdem schaffen wir es, ihm mit dieser Basis ein gutes Leben zu geben. In der Hundeschule ist er inzwischen ein Musterschüler, und jeder Hund, der unseren Garten betritt, wird freundlich begrüßt. Für kurze Zeit hatte er sogar eine große kleine Schwester: Mira. Vierzehn Jahre, Labrador-Seniorin, epileptische Anfälle, ein vermuteter Hirntumor. Sie hat uns gezeigt, wie viel Platz ein Herz machen kann. Sie ist gegangen, aber sie bleibt.
Und jetzt gibt es dieses Buch. „Du und Balu – Toppingideen“. Entstanden aus Liebe, Verzweiflung und dem Wunsch, Hunden etwas Gutes zu tun, selbst wenn sie nichts vertragen. Es sind keine komplizierten Rezepte. Es sind kurze, einfache Ideen, die man sofort in den Alltag packen kann. Toppings, die neben jedem Futter funktionieren, egal ob vegetarisch oder Fleisch. Rezepte, die Allergikerhunden und auch allen anderen Abwechslung schenken und Hund und Mensch verbinden sollen.
Dieses Buch soll nicht nur helfen, sondern Spaß machen. Es soll zeigen, dass Füttern leicht sein darf, auch wenn vieles kompliziert ist. Dass ein Napf mehr ist als nur Futter, ein kleines Stück Nähe, ein
„Ich seh dich“ für deinen Hund.
Vielleicht ist es nur der Anfang. Vielleicht wird daraus irgendwann eine Futtermarke, die all das kann: vegetarisch und Fleisch, sauber und bezahlbar, für Allergiker und große Hunde. Aber egal, was kommt: Dieses Buch ist unser Stück Hoffnung.
Es war nie einfach. Aber vielleicht war genau das der Anfang von etwas Echtem. Und diesmal klingt der Satz nicht schwer. Diesmal klingt er nach Freude. Nach allem, was noch kommt.
Josi und Balu
Das Buch kann im Internet bestellt werden unter: www.duundbalu.de

